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Vertrauliche Spurensicherung: Sana Kliniken Niederlausitz verstärken Angebot

Netzwerk für Betroffene von sexualisierter Gewalt wächst auf insgesamt 13 Kliniken

- Erschienen am 18.05.2025 - Presemitteilung 054/2025

Das bestehende Versorgungsnetz für das Angebot SOS nach Vergewaltigung wird durch die Aufnahme der Sana Kliniken Niederlausitz erweitert. Ab sofort haben Betroffene von sexualisierter Gewalt am Krankenhausstandort Lauchhammer die Möglichkeit, medizinische Untersuchungen und eine Spurensicherung unabhängig von der Polizei durchführen zu lassen. Mögliche Spuren werden dabei von rechtsmedizinisch geschulten Ärztinnen und Ärzten gesichert und für ein eventuell folgendes Verfahren anonymisiert aufbewahrt. Mit der Aufnahme der Sana Kliniken Niederlausitz wächst das Netzwerk auf insgesamt 13 Kliniken im Land – ein entscheidender Fortschritt auf dem Weg zu einer flächendeckenden Versorgung aller Betroffenen. Das Angebot der vertraulichen Spurensicherung wird seit 2019 vom Brandenburgischen Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR) koordiniert.

Die vertrauliche Spurensicherung bietet neben der medizinischen Soforthilfe die Option, mögliche Spuren einer Gewalttat gerichtsfest zu sichern – ohne, dass die Betroffenen sofort Anzeige erstatten müssen. Dieses Angebot ist besonders für Betroffene wichtig, die sich zunächst nicht an die Polizei wenden möchten. Die gesicherten Materialien werden pseudonymisiert zehn Jahre lang aufbewahrt und können später genutzt werden. Ziel ist es, dass die Betroffenen zunächst die notwendige Unterstützung erhalten und erst in einem zweiten Schritt eine Strafverfolgung in Betracht gezogen werden kann, wenn sie dies wünschen.

Sozialministerin Britta Müller: „Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, lassen sich aus Scham oder Angst, zu einer Strafanzeige gedrängt zu werden, oft nicht medizinisch versorgen. Dabei ist eine rasche und umfassende gesundheitliche Beratung und Betreuung, die auch eine psychosoziale Begleitung umfasst, dringend geboten. All dies bietet die seit Jahren in Brandenburg etablierte vertrauliche Spurensicherung mit dem Angebot SOS nach Vergewaltigung an – niedrigschwellig, anonymisiert und vertraulich. Den Betroffenen wird es darüber hinaus ermöglicht, sich später für eine Strafanzeige zu entscheiden – frei und selbstbestimmt, ohne Druck von außen. Ich freue mich daher, dass wir mit den Sana Kliniken Niederlausitz in Lauchhammer nun einen weiteren Partner für unser landesweites Netz gewinnen konnten.“

Prof. Dr. Knut Albrecht, Direktor des Brandenburgischen Landesinstituts für Rechtsmedizin: „Die Hemmschwelle, sich direkt nach sexualisierter Gewalt an die Polizei zu wenden, ist für Gewaltbetroffene in einer solchen Ausnahmesituation hoch. Daher sollten die Zugangswege so niedrigschwellig und kurz wie möglich sein. Dank der Unterstützung durch eine weitere Partnerklinik im Süden Brandenburgs kommen wir dieser Vision mit großen Schritten näher. Neben der ärztlichen Begutachtung, die potenzielle gesundheitliche Folgeschäden abwenden kann, erhalten die Betroffenen durch eine gerichtsfeste Dokumentation von Verletzungsbefunden die notwendige Bedenkzeit, um sich von den erlebten Gewalterfahrungen zu erholen und gegebenenfalls Beratungsangebote wahrzunehmen.“  

Marc Bernstädt, Geschäftsführer der Sana Kliniken Niederlausitz: „Es ist Anspruch und Ziel unserer täglichen Arbeit, für Patientinnen und Patienten da zu sein und sie in einer sicheren Umgebung zu versorgen. Mit der Aufnahme unserer Klinik in das landesweite Netzwerk möchten wir unterstreichen, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt in den Sana Kliniken Niederlausitz auf fachkompetentes und empathisches Personal treffen, das sich für die Menschen in der Region engagiert. Ein Krankenhaus sollte ein Ort der Sicherheit und der kompetenten Hilfe sein. Deshalb sind wir stolz und gleichzeitig dankbar über das Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen in der Niederlausitz, die sich in Vorbereitung auf die Aufnahme ins Netzwerk intensiv mit den Anforderungen an die Beweissicherung vertraut gemacht und spezielle Schulungsangebote gern wahrgenommen haben.“

Neben der medizinischen Versorgung ist die Nachsorge ein wesentlicher Bestandteil der Unterstützung von Gewaltbetroffenen. Die psychosoziale Betreuung, welche in enger Zusammenarbeit mit der Opferhilfe Land Brandenburg e.V. angeboten wird, gibt den Betroffenen Zeit und Raum für ihre Entscheidung. Fünf spezialisierte Beratungsstellen im Land Brandenburg an den Standorten fünf spezialisierte Beratungsstellen im Land Brandenburg an den Standorten Potsdam, Cottbus, Senftenberg, Frankfurt/Oder und Neuruppin bieten auf Wunsch eine vertrauliche und kostenlose Beratung, psychologische Unterstützung sowie psychosoziale Prozessbegleitung für Menschen mit Gewalterfahrungen an.

Susanne Ullrich, Gesamtleiterin der Beratungsstellen des Opferhilfe Land Brandenburg e.V.: „Die Gewinnung der Sana Kliniken Niederlausitz am Standort Lauchhammer für das Projekt ,Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung‘ ist ein bedeutender Schritt, um Betroffenen von sexualisierter Gewalt schnell und professionell Unterstützung zu bieten. Damit kann nun auch in der südlichen Region Brandenburgs eine Versorgung sichergestellt werden, was uns sehr freut!

Der Opferhilfe Land Brandenburg e.V. bietet als Fachberatungsstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt einen Raum, in dem sie sich sicher fühlen, über ihre Gefühle und Gedanken sprechen können und dabei unterstützt werden, die nächsten Schritte zu planen. Wir informieren über die Opferrechte und beraten bzw. begleiten auf Wunsch im Strafverfahren.

Es ist für Betroffene wichtig, in der Opferberatung nicht nur Hilfe zu erhalten, sondern auch das Gefühl zu haben, verstanden und unterstützt zu werden. Das gibt ihnen Kraft, um mit dem Geschehenen einen Umgang zu finden und wieder Vertrauen in sich selbst und die Welt zu gewinnen.

Durch die enge Zusammenarbeit mit der neuen Partnerklinik des Projekts und weiteren Hilfesystemen sollen Barrieren bei der Inanspruchnahme von Hilfe abgebaut und die Betroffenen über weiterführende Nachsorgemöglichkeiten informiert werden. Das ist ein wichtiger Schritt, um Gewaltbetroffenen in einer schweren Zeit beizustehen und ihnen den Zugang zu Unterstützung zu erleichtern.“

Weiterführende Informationen und alle Anlaufstellen im Überblick:
https://sos-nach-vergewaltigung.de/
https://www.opferhilfe-brandenburg.de/hilfe/vergewaltigt-was-nun/

Kontaktdaten der neuen Partnerklinik:

Sana Kliniken Niederlausitz
Klinikbereich Lauchhammer
Friedensstraße 18
01979 Lauchhammer

Telefon: 03573 75-3770

Kontaktdaten der Koordinierungsstelle
Brandenburgisches Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR)
Lindstedter Chaussee 6, 14469 Potsdam

Telefon: 0331 5685-0
E-Mail: vss@blr.brandenburg.de

Weitere Informationen: https://mgs.brandenburg.de/mgs/de/themen/frauen-und-gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/hilfe-nach-vergewaltigung/#