Staatssekretär Wahl: „Digitalisierung muss eine Brücke sein, keine neue Barriere“
Gemeinsame Tagung von Sozialministerium und Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund) in Potsdam
- Erschienen am - PresemitteilungBarrieren stehen einer umfassenden gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen buchstäblich im Weg. Das gilt nicht nur für die analoge Welt, sondern in der heutigen, hochtechnisierten Welt erst recht für die digitale. Umso wichtiger ist es, Barrieren zu erkennen und Schritt für Schritt abzubauen, um einer inklusiven Gesellschaft, an der alle Menschen gleichermaßen partizipieren, Schritt für Schritt näherzukommen. Die Herausforderungen auf diesem Weg und gelungene Praxisbeispiele stehen im Fokus einer Fachtagung mit dem Titel „Digitale Barrierefreiheit für ALLE“ – Stadt-Land-Bund 2025, zu der das Sozialministerium und die bei der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See angesiedelten Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund) am heutigen Donnerstag gemeinsam nach Potsdam eingeladen haben. Sozialstaatssekretär Patrick Wahl hob bei der Veranstaltung noch einmal die Bedeutung digitaler Inklusion hervor.
Sozialstaatssekretär Patrick Wahl betonte: „In einer Zeit, in der immer mehr Abläufe digital unterstützt oder sogar ausschließlich digital angeboten werden, darf der Zugang zu diesen Angeboten kein Privileg sein, sondern muss für alle Menschen selbstverständlich möglich sein – unabhängig von körperlichen, kognitiven oder sensorischen Fähigkeiten. Barrierefreiheit ist keine Gefälligkeit. Die Menschen haben einen Anspruch darauf! Der barrierefreie Zugang zu Gebäuden, staatlichen Angeboten, Behördenleistungen, aber auch und vor allem dem öffentlichen Leben als solches, darf kein Luxus sein und er darf auf keinen Fall vom Geldbeutel abhängen!“
Dr. Rainer Wilhelm, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See: „Das Thema ,digitale Barrierefreiheit‘ ist mittlerweile vom Rand ins Zentrum der ganzheitlichen Sicht auf die Gesellschaft gerückt. Und genau so wichtig ist: Es gibt hier einen großen, allumfassenden gesellschaftlichen Konsens. Dieser Konsens heißt: Jedem einzelnen Mitglied der Gesellschaft muss Zugang zu allen Chancen und Einrichtungen der Gesellschaft ermöglicht werden in der alltäglichen Lebenswelt hier und jetzt. Der Bund hat hier gehandelt und im Jahr 2019 die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik geschaffen. Diese Einrichtung ist unter dem Dach der Knappschaft-Bahn-See organisiert. Unser Träger, die KBS, hat also eine besondere Verantwortung, die Themen Inklusion, Teilhabe und Chancengerechtigkeit umzusetzen. Und das tun wir mit aller Kraft, denn als Sozialversicherungsträger stehen wir auch in der ersten Reihe der Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit. Wir müssen durch die fortschreitende Digitalisierung unsere Arbeitswelt neugestalten. Es bietet Chancen, wenn wir dabei die Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken und die neuen Arbeitsweisen und Werkzeuge zur Zusammenarbeit barrierefrei vordenken. Essentiell ist, dass die digitale Barrierefreiheit als Prozess immer dynamisch mitgedacht wird und mit der Entwicklung Schritt halten muss.“
Praxisbeispiele aus Brandenburg
Im Mittelpunkt der Fachtagung stehen neben dem gegenseitigen Austausch verschiedene Praxisbeispiele aus Brandenburg und Deutschland. So stellt die Stiftung Pfennigparade München, ein Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderung, die Möglichkeiten fortschrittlicher Sprachverarbeitung und automatischer Übersetzung, etwa durch KI-unterstützte Chatbots, im Hinblick auf eine barrierearme Kommunikation vor.
Ein weiterer Vortrag widmet sich dem Bereich Gastronomie und dabei speziell den Herausforderungen bei der Schaffung barrierefreier digitaler Speisekarten auf den Internetseiten von Restaurants.
Praxisbeispiele digitaler Barrierefreiheit im Tourismusmarketing stellen zwei Vertreter aus Potsdam vor. Die städtische Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG) gewährt Einblicke in den Relaunch und die damit verbundenen Herausforderungen der touristischen Website potsdamtourismus.de sowie die Integration digitaler Barrierefreiheit. Darüber hinaus präsentiert das Kongresshotel Potsdam ihre Webseite im Rahmen des Projekts „Reisen für Alle“ mit Informationen zur digitalen Barrierefreiheit für Tagungsgäste und andere Reisende.
Der Museumsverband Brandenburg legt den Fokus auf die Herausforderungen digitaler Barrierefreiheit im Bereich Kunst und Kultur. Beispielsweise ist für Museumsbesucherinnen und -besucher mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen die Internetseite oft der erste Kontaktpunkt, um sich über die Barrierefreiheit der Einrichtung zu informieren. Eine intuitive Navigation, Vorlesefunktionen, barrierefreie PDFs sowie Alternativtexte bei Bildern tragen dazu bei, den Zugang für alle Menschen zu erleichtern.
Zum Abschluss der Tagung berichtet die Universität Potsdam für den Bereich Wissenschaft und Bildung über Zukunftsperspektiven und Möglichkeiten der inklusiven Lehre. Dabei beleuchten Expertinnen und Experten des Zentrums für Informationstechnologie und Medienmanagement (ZIM) und der Zentralen Studienberatung (ZSB) der Universität bewährte Ansätze, innovative Technologien und das Potenzial künstlicher Intelligenz für eine barrierefreie und partizipative Lehr- und Lernkultur.
Hintergrund
Die 2019 ins Leben gerufene Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund) arbeitet auf der Grundlage des Behindertengleichstellungsgesetzes und soll überwachen und überprüfen, inwieweit öffentliche Behörden ihrer Pflicht zur barrierefreien Gestaltung ihrer digitalen Angebote nachkommen.
Neben der Überwachungsstelle des Bundes gibt es in den einzelnen Bundesländern eigene Überwachungsstellen. Brandenburgs Überwachungsstelle ist beim Landesamt für Soziales und Versorgung (LASV) angesiedelt.